Es war vielleicht nicht die beste Reisezeit für einen Kurztrip von einigen Tagen nach Irland, genauer nach Dublin, aber eine Arbeitskollegin und ich nutzten unsere freien Tage, da wir beide noch nie in Irland waren, kurzentschlossen. Wir hatten ein Hotel im Voraus gebucht, das „Kingfisher Townhouse“ und eine Tour zu den Cliffs of Moher. Ansonsten war ich sehr unvorbereitet und unvoreingenommen.
Auch eine große Unbekannte bei diesem Kurztrip war das Reisen mit einer anderen Person. Beim Reisen gibt es viele persönliche Unterschiede, also wenn zwei oder mehrere Menschen sich zusammentun um zu reisen, kommt oft die Frage auf: passt der Rhythmus und die Art zu reisen zusammen? Oder geht man sich gar nach einiger Zeit auf den Geist? Das ist sicherlich auch der Grund warum viele Leute gerne alleine reisen. Und gerade in letzter Zeit bin ich vermehrt auf Artikel im Internet und in Magazinen gestoßen, die momentan eigentlich alle das alleine Reisen propagieren. Ich frage mich oft, warum es gerade aktuell zu solch einem „Hype“ diesbezüglich kommt. Weil unsere Generation einfach freiheitsliebender, individueller und unabhängiger ist? Weil es uns einfach auch momentan so „gut“ geht, dass viele es sich leisten können ganz nach ihrer eigenen Lebensart zu leben und auf „Selbstfindung“ zu gehen? Weil wir eben doch die ewig suchende Generation Y mit den tausend Möglichkeiten sind? Auf jeden Fall ist es bezüglich des Reisens nicht unbedingt eine schlechte Entwicklung in Anbetracht dessen, wie viel eine Reise jedem Einzelnen auf individueller, persönlicher Ebene geben und lehren kann. Über sich selbst und das Leben. Ob nun alleine oder mit der Person seines Vertrauens. Ich denke beide Optionen haben ihre guten Seiten. Ich kenne mehr die des „Reisens mit einer Person des Vertrauens“. Und bei mir ging das eigentlich immer erstaunlich gut. Bis auf manche Ausnahmesituationen. Aber auch das Konzept des alleine Reisens finde ich gut, wichtig und spannend. Man ist in vielen Dingen wirklich einfach auf sich gestellt. Kreditkarte weg? Kein Reisepartner, der dir seine sofort borgen kann. Keine zwei Köpfe, die sich zusammen über einen Labyrinth- artigen Plan des öffentlichen Nahverkehrs beugen. Man wird für sich selbst mehr gefordert beim alleine Reisen, in sicherlich vielen Situationen. Und man ist sicher in manchen Momenten offener, in manchen vielleicht auch verschlossener für soziale Kontakte.
Beim Reisen mit einer anderen Person- oder mehreren- liebe ich vor allem die Möglichkeit des ständigen Dialogs, der in die Tiefe gehen kann wenn es sein soll, oder aber auch einfach aus einer stillen Freude darüber, diesen Moment zusammen zu teilen, bestehen kann. Man muss nicht jeden Tag fragen „Hello, where are you from?“ oder seine ganze Lebensgeschichte zum hundertsten Mal erzählen. Man hat und entwickelt einfach ein tieferes Vertrauen, weil man den Reisepartner schon länger oder besser kennt. Reisen können Freundschaften und auch Partnerschaften noch einmal ganz anders vertiefen. Man wird mutiger mit einer vertrauten Person an seiner Seite und verlässt auch einmal die ausgetretenen Pfade leichter. So ist es zumindest bei mir. Fehlen tut dann manchmal das ganz zufriedene mit- sich- allein sein, das mir auch ab und an ganz gut tut. Eines Tages werde ich vielleicht auch noch einmal eine längere Reise alleine machen. Das wird seinen Reiz für mich sicher auch nie verlieren.
Beim Reisen mit anderen ergibt sich das bei mir meistens aus dem Bauch heraus. Meist sind es aber Leute, die ich schon sehr lange kenne. Von denen ich weiß, dass sie unkompliziert sind und wir beim Reisen wahrscheinlich die gleiche Taktung haben werden.
Meine Kollegin, mit der ich die Reise nach Dublin gemacht habe, kannte ich vorher noch gar nicht so lange. Aber dennoch hat es wirklich gut funktioniert, wir haben uns durch Dublin treiben lassen, besuchten viele Pubs und hatten ein wunderbares Mittagessen im Powerscourt House. Wir machten einen interessanten Tagesausflug zu den Cliffs of Moher und einen weiteren Ausflug nach Glendalough. Das kann ich übrigens nur empfehlen, wenn man nur relativ wenig Zeit in Dublin hat und trotzdem ein bisschen Natur sehen will. Und man kann dort auch eine ganz besondere Atmosphäre auf dem alten keltischen Friedhof erleben. Irland hat mir wirklich Lust auf mehr gemacht. Vor allem auch die Natur. Der nächste Roadtrip kommt bestimmt.
Was meint ihr denn? Reist ihr lieber alleine oder in Begleitung?